Vinyl Review - Monat Februar 2024

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Supertramp „Crime of The Century“ (1974)

Happy Birthday! Supertramps Album „Crime of The Century“ wird in heuer 50 Jahre alt. Ich habe es in den 80ern entdeck, da war ich 12 Jahre alt, das bedeutet, …ich bin jetzt… Verdammt! Egal. Wir bleiben jetzt beim Vinyl, denn ein Jubiläumsjahr ist ein guter Grund, sich mit dem Werk etwas näher zu beschäftigen.

Wie war die musikalische Umwelt aus der Sicht von Supertramp im Jahr 1974? Es gab saustarke Konkurrenz. Die etablierten Bands waren: Led Zeppelin, Pink Floyd, Deep Purple, Yes und Emerson, Lake & Palmer und natürlich The Rolling Stones. Supertramp hingegen hatten damals zwei nicht erfolgreiche Alben veröffentlicht und standen kurz vor der Pleite. Sie mussten also Erfolg haben, ansonsten wären sie am Ende gewesen. Was sagte mein ehemaliger Chef gerne: Kein Druck Jungs!

Die beiden Band-Chefs Rick Davis und Roger Hodgson haben zuvor noch gemeinsam Songstücke verfasst. Falls Sie es nicht wussten: Das waren keine Freunde. Es gab hier keine gemeinsame Vergangenheit. Sie trafen sich über eine Kontaktanzeige mit dem Ziel eine Band zu gründen. Supertramp war also immer eine Zweckgemeinschaft und es gibt hier kein gemeinsames Fundament wie z. B. bei John Lennon und Paul McCartney.

Für die Arbeit an "Crime Of The Century" änderten sie ihre bekannte Arbeitsweise. Jeder schrieb und arbeitete nun für sich alleine an ihren Stücken und erst im Studio wurden dann die Kompositionen mit der Band final abgestimmt. Das führte dazu, dass beide ihre großen Stärken ausspielen konnten. Roger Hodgson ist ein Meister für hitverdächtige Songs mit einem Schuß Melancholie. Rick Davis‘ Lieder dagegen haben mehr Rock, die er mit einer Prise Ironie verfeinert.

Was ist nun das besondere am Album? Es ist ihr unverwechselbare Sound. Dieser wird durch das E-Piano getragen. Passt ein Piano zu einer Rockband? Ja, es passt. Das kann man am besten beim Lied "Bloody Well Right" nachvollziehen. Wir haben also zwei Songwriter, die mit Tasten umgehen können und die das E-Piano in den Mittelpunkt stellen. Dazu kam John Helliwell mit dem Saxophon bzw. mit der Klarinette. Das Resultat: Der unverwechselbare Supertramp Stil. Heute wird es dem Genre: Prog-Rock, Art-Pop zugesprochen. Im Erscheinungsjahr 1974 war es etwas komplett neues.

Der Opener „School“ zeigt das Wagnis sehr deutlich. Rock, Progressiv Rock und Pop werden hier nicht vermischt, sondern kombiniert wobei die Stilelemente komplett erhalten und erkennbar bleiben. Der Song „School“ erschient nicht als Single und hatte nie eine Chart Nominierung, obwohl es meiner Meinung nach das stärkste Stück auf dem Album ist. Ken Scott - Produktion - hat mit hier einen saustarken Anfang geschaffen. Nach einem bedrückenden Sergio-Leone-Mundharmonikaintro (dieses Spiel-mir-das-Lied-vom-Tod-Gefühl hatte ich öfters in der ersten Schulstunde, vor allem, wenn ich die Hausaufgaben nicht gemacht hatte) startet der zerbrechliche Hodgson-Gesang und nimmt mit einem wummernden Bass Geschwindigkeit auf. Es geht eindeutig in Richtung Rock, bis es zu dem markanten Solo kommt… Aber! Es ist ein Solo, welches mit einem E-Piano gespielt wird! Das trifft dich der Blitz aus heiterem Himmel: WTF? Und genau damit erobert man das Herz des Zuhörers. Das Solo endet in ein fantastisches Outro. Das ist frisch. Das ist neu. Das ist Supertramp.

Mit dieser Mischung schenkte man der Welt den Supertramp-Sound. Das machte sie zu einer der erfolgreichsten Bands der Siebziger Jahre. Bis 1982 verkauften Supertramp in Summe über 25 Mio. Alben. Das Fundament hierfür war „Crime of The Century“.

Kurz: Es ist ein geiles Album, dem man das Alter nicht anmerkt. Das ist übrigens bei Ü50 Menschen ähnlich. 😉


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